Axel Heyer vom Besucherdienst warf dann mit uns einen Blick von oben auf das Europaviertel von Brüssel und zeigte uns dann direkt einen anderen Blick auf die Erdkugel: Wer mit China in Zukunft um die Führungsrolle konkurrieren will, braucht starke Partner. Wie soll ein kleines europäisches Land hier ernstgenommen werden? Aber 28 Länder in Europa, die mit einer Stimme sprechen, die allein können hier auf Augenhöhe mitreden und stellen ernstzunehmende Partner dar. Auch mit den Ergebnissen einer Studie, die europa-, ja sogar weltweit sinkende Zustimmungswerte zur Demokratie attestiert, weckte Herr Heyer bei den Schülerinnen und Schülern Betroffenheit. Sein abschließender Aufruf stieß deshalb auf offene Ohren:
„Ja, Demokratie ist anstrengend, aber Europa hat es sicher verdient, dass man im Mai 2019 „aufsteht“ und zur Wahl geht.“
Schließlich hatten die Jugendlichen die Gelegenheit, Herrn Kohn kennenzulernen. Herr Kohn ist einer von 96 deutschen Abgeordneten in Brüssel. Das Mandat, das er durch die Bürgerinnen und Bürger erhalten hat, nimmt er sehr ernst. Er versteht sich als Brückenbauer zwischen Brüssel und der Region Aachen. Auch in Jülich kommen europäische Fördergelder an: Das Paradebeispiel ist natürlich das Forschungszentrum, aber auch unsere Schule profitiert von Geldern aus Brüssel. So war das Auslandspraktikum der HBW 1/16 im Rahmen der Zusatzqualifikation Euregiokompetenz dank der Fördergelder Erasmus+ möglich, in deren Genuss jede Schülerin/ jeder Schüler der Lerngruppe gekommen ist. Für das Gespräch mit Herrn Kohn hatten die Schülerinnen und Schüler einige Fragen für Herrn Kohn vorbereitet. Besonders Datenspeicherung und Datenmissbrauch, die zunehmende politische Radikalisierung, aber auch klimafreundliche Energiekonzepte sind Themen, die die jungen Leute beschäftigen. Durch seine Arbeit im Ausschuss für Binnenmarkt und Verbraucherschutz konnte Herrn Kohn konkrete Antworten liefern und den Schülerinnen und Schülern Europa näherbringen.
Den beeindruckenden Plenarsaal hatten wir dann ganz für uns alleine. Frau Sanders erklärte uns hier wie die Sitzungen ablaufen und ging hier auch ganz ausführlich auf die Kommunikation zwischen Abgeordneten aus 28 Ländern, die 24 verschiedene Sprachen, sprechen ein. Auch hier wurde die oft doch abstrakte EU plötzlich ganz konkret.
Danach hatten wir uns eine Pause im Herzen Brüssels verdient. Ausgehend vom Grand Place oder Grote Markt schwärmten die Schülerinnen und Schüler Richtung Fritten und Waffeln aus. Verständigen konnten sie sich im internationalen Brüssel auf Englisch, Französisch oder Niederländisch. Brüssel ist ja nicht nur Hauptstadt Europas und Belgiens, sie ist auch Hauptstadt von Flandern, dem niederländischsprachigen Teil von Belgien.
Am Nachmittag besichtigten wir dann noch das „Parlamentarium“ – eine Art interaktives EU-Museum: Auf ihrer virtuellen Reise durch die Europäische Union konnten die Schüler dabei deren Vielfalt sowie rund 100 Wege kennenlernen, auf denen die Europäische Union zum Wohlergehen ihrer Bürger beiträgt. In einem Kino mit einer überwältigenden 360°-Leinwand hatten sie Gelegenheit zu sehen, wie Europa und sein Parlament arbeiten, wie Gesetze gemacht werden und wie sich die europäische Politik auf ihr Leben auswirkt.
Nach einem langen und spannenden Tag im Zentrum Europas machten wir uns wieder auf den Rückweg. Noch ein bisschen Stau zum Abschied und dann waren wir wieder zurück in Jülich. Europa ist gar nicht so weit weg von uns!